Digitalisierung von Prozessen mit und ohne BPMN Tools
State Machines statt BPMN: Mehr Freiheit in der digitalen Beratung
In mehreren Digitalisierungsprojekten insbesondere im Beratungsumfeld sind wir zunächst mit klassischen BPMN-Engines wie Camunda, Flowable, appway, Axon Ivy, … gestartet, basierend auf der Annahme, dass der zugrunde liegende Geschäftsprozess einem klar definierten, gerichteten Ablauf folgt. Ziel ist es oft, durch den Einsatz einer BPM-Engine Struktur, Transparenz und Automatisierung zu erreichen.
In der Praxis zeigte sich jedoch wiederholt, dass viele Prozesse insbesondere in der persönlichen Beratung nicht strikt sequenziell ablaufen. Stattdessen benötigen Anwender eine hohe Flexibilität in der Navigation, z. B. um zwischen einzelnen Modulen oder Themenbereichen (Vermögensberatung, Vorsorge, Finanzierung, ….) zu springen, bestimmte Abschnitte mehrfach zu bearbeiten oder situativ auf Kundenbedürfnisse einzugehen.
Ansätze wie Case Management werden zwar diskutiert oder teilweise selbst implementiert, konnten jedoch die gewünschte Offenheit und Benutzerfreundlichkeit oft nicht zufriedenstellend abbilden. In der Folge entschieden wir uns in mehreren Projekten bewusst gegen eine BPMN-basierte Umsetzung und stattdessen für leichtgewichtige Lösungen wie Single Page Applications mit einfacher Zustandslogik. Die wenigen notwendigen Regeln und Prozessabhängigkeiten wurden jeweils mit minimalen, selbst entwickelten State Machines umgesetzt.
Unsere Erkenntnis: Nicht jeder Geschäftsprozess profitiert von einer BPM-Engine. Besonders bei nicht-linearen, benutzergetriebenen Abläufen können individuelle, einfache Architekturen mit klarer API-Struktur und modularem Aufbau die bessere Wahl sein – sowohl was Nutzererlebnis als auch Entwicklungsaufwand betrifft.
Fazit: Von BPMN zu Modularität: Architekturen für dynamische Interaktionen
Unsere Erfahrungen zeigen deutlich: Wenn Prozesse dynamisch, nutzergetrieben und kontextabhängig sind, stossen klassische BPMN-Ansätze schnell an ihre Grenzen. Statt in komplexe Modellierungs- und Orchestrierungslogik zu investieren, kann es sinnvoller sein, auf einfache, modulare Architekturen zu setzen, die maximale Flexibilität bieten. Durch den gezielten Einsatz von APIs, wiederverwendbaren Komponenten und minimalen State Machines entstehen Lösungen, die nicht nur technisch wartbar, sondern auch für Anwender intuitiv und anpassbar bleiben. Die Entscheidung gegen eine Prozess-Engine ist dabei kein Rückschritt sondern oft ein Schritt hin zu mehr Agilität, Klarheit und Zukunftsfähigkeit.
Aber: BPM hat seine Berechtigung und zwar genau dann, wenn Prozesse klar definiert, nachvollziehbar und regelbasiert ablaufen sollen. In vielen anderen Projektkontexten konnten wir die Stärken von BPMN-Tools sehr erfolgreich nutzen. Einige Beispiele:
Revisions-Management in einem Dokumenten-Informationssystem
Änderungen an regulatorischen Dokumenten erfassen, prüfen und genehmigen
Revisionen zusammenführen und freigeben
Automatisierte Benachrichtigungen über neue Versionen
→ BPM bietet hier klare Abläufe, Nachvollziehbarkeit und hohe Governance
Digitales Kunden-Onboarding
Vom Erfassen von Kundendaten über Risikoprüfung bis zur Kontoeröffnung
Viele Entscheidungen, Pflichtschritte und Abhängigkeiten
→ Ein Paradebeispiel für BPM, da strukturierte Prozesse notwendig sind
Infrastruktur-Monitoring mit automatisierter Fehlerbehebung
Überwachung von IT-Systemen
Automatisches Anstossen von Eskalationen und Ersatzbestellungen
Planung und Koordination von Interventionen
→ BPM steuert hier zuverlässig den Ablauf und sorgt für Reaktionssicherheit
Interner Software Lifecycle in einer Schweizer Bank
Requirements erfassen, bündeln und zu Releases formen
Rollenspezifische Freigaben, Testing und Deployment koordinieren
→ Komplexe Abläufe mit vielen Beteiligten – BPM schafft Transparenz und Effizienz
Genehmigungsprozesse mit Vier-Augen-Prinzipien
Freigabe von Zahlungen, Verträgen oder kritischen Änderungen
Einhaltung regulatorischer Vorgaben und Compliance-Anforderungen
Automatisierte Eskalation bei fehlender Freigabe oder Fristüberschreitung
→ BPMN ist ideal für nachvollziehbare und rollenbasierte Freigabeprozesse
Diese Beispiele zeigen: BPMN lohnt sich immer dann, wenn Prozesse strukturiert, wiederholbar und auditierbar sein müssen. Der Schlüssel liegt darin, das passende Werkzeug für den jeweiligen Kontext zu wählen mit Augenmass und technischem Verständnis.
Technologies & Tools
Frontend-Technologien
Angular,Ionic,ReactTypescript,HTML5, CSS3, Storybook
Backend-Technologien
Java (8, 11, 17), Jakarta, Spring Boot / Spring Cloud, Node.js, .NET Core, Kotlin, Python
Prozess- & Workflow-Engines
Camunda (Platform 7 & 8), Flowable, CIB, Edorasware, Activiti, appway,Axon Ivy, Joget, Bonita BPM
Banking-spezifische Plattformen
Avaloq, Finnova, Temenos, ERI Bancaire (Olympic), Aixigo , Finfox, AtPoint, ELA Kredit, Winkredit
Cloud & Container
Kubernetes, OpenShift, Azure AKS / AWS EKS, Helm, ArgoCD, Docker, Rancher
CI/CD & DevOps
Git (GitHub, GitLab, Bitbucket),Jenkins,GitLab CI, Azure DevOps, Nexus / Artifactory, SonarQube
Projekt- & Tooling-Umfeld
Atlassian Suite (Jira, Confluence, Bitbucket), Draw.io / Signavio / Lucidchart (Modellierung), Postman / Swagger / OpenAPI, RAML / YAML / JSON-Schema
Monitoring & Betrieb
Prometheus / Grafana, ELK Stack (Elasticsearch, Logstash, Kibana), Splunk, Dynatrace / AppDynamics, Sentry / New Relic
Testautomatisierung & QA
JUnit, Mockito, Cypress, Karate, Selenium, Testcontainers, Pact (Contract Testing)
Sicherheit & Authentifizierung
- Keycloak, OAuth2 / OpenID Connect, SAML, Vault / Secrets Management
Tätigkeiten
Analyse & Konzeption
Erhebung und Analyse bestehender Geschäftsprozesse
Identifikation von Automatisierungspotenzial
Entscheidung „BPMN vs. individuell“ auf Basis der Prozessdynamik
Konzeption von Architekturen (zentralisiert vs. modular)
Erstellung von Entscheidungsgrundlagen (z. B. Make-or-Buy, Tool-Evaluation)
Technische Architektur & Entwicklung
Design technischer Zielarchitekturen (Microservices, SPA, BPMN-basiert)
Aufbau und Integration von BPM-Systemen (z. B. Camunda, Flowable)
Entwicklung von REST-APIs & Domain-Services (API-first-Ansatz)
Umsetzung von State Machines zur Ablaufsteuerung
Datenbankdesign (z. B. relationale + dokumentenbasierte Kombis)
Frontend & User Experience
Aufbau von Single Page Applications (z. B. mit Angular, React)
Integration kundenspezifischer Designsysteme
UX-Optimierung von Prozessoberflächen und Entscheidungspunkten
Prozessmodellierung & BPMN
Modellierung von Geschäftsprozessen in BPMN 2.0
Konfiguration von Workflows und Entscheidungstabellen
Umsetzung von Vier-Augen-Prinzipien, Eskalationslogiken, Aufgabenrouting
DevOps & Betrieb
CI/CD-Pipeline-Setup (z. B. GitLab, ArgoCD, Helm)
Bereitstellung auf Kubernetes / OpenShift
Monitoring & Logging (inkl. Business-Logik-Metriken)
Test & Qualitätssicherung
Unit-, Integration- und End-to-End-Tests (JUnit, Karate, Cypress)
Testdaten-Management und Regressionsszenarien
Testautomatisierung für BPM-Prozesse und UI-Flows
Kommunikation & Zusammenarbeit
Stakeholder-Workshops zur Anforderungserhebung und Priorisierung
Iterative Reviews & Demos mit Fachabteilungen
Ergebnispräsentationen & Entscheidungsgrundlagen für Management
Dokumentation & Übergabe
- Technische Dokumentation (Architektur, APIs, Datenflüsse)
- Schulung von Fachanwendern und Betriebspersonal
- Übergabe in Betrieb (Runbook, Onboarding-Dokumente)
Beispiele hierunter: